Festplatte für deine private Cloud aussuchen

Du willst eine private Cloud, weißt aber nicht, welche Festplatte du für dein NAS-System verwenden sollst? Dieser Artikel hilft dir, eine Festplatte für deine private Cloud auszusuchen.

Wie viel Speicher brauchst du?

Um zu klären, wie viel Speicherplatz du brauchst, überlege dir, was du in deiner privaten Cloud alles abspeichern möchtest. Hast du nur etwas Schriftverkehr, brauchst du natürlich deutlich weniger Speicherplatz, als wenn du große Fotosammlungen oder eine riesige Menge an Videos in deiner Cloud ablegen möchtest.

Je nach Wahl des NAS-Systems kannst du auch mehrere Festplatten einsetzen, im Extrem-Fall sogar auf mehrere NAS-Systeme skalieren.

Ein paar Beispiele zum Speicherplatz-Bedarf unterschiedlicher Inhalte:

InhaltSpeicherverbrauch
Video 8 GB je Stunde (UHQ-Qualität)
600 MB je Stunde (DVD-Qualität)
Foto 100 MB (Profi-Kamera)
5 MB (Handy, „Smartphone“)
Musik2 MB je Minute
Dokument / Brief2 MB je 100 Dokumente
eMail60 MB je 1000 eMails
Termineminimal
Kontaktdatenminimal
Glühbirne
Hinweis

Da alle Dateien stark von ihren jeweiligen Inhalten abhängen, sind die obengenannten Zahlen natürlich nur grobe Schätzwerte. Sie sollen dir lediglich als Orientierungshilfe dienen.

Verwende spezielle NAS-Festplatten

S.M.A.R.T.-Attribut. Raw_Read_Error_Rate, Spin_Up_Time, Start_Stop_Count, Reallocated_Sector_Ct, Seek_Error_Rate, Power_On_Hours, Spin_Retry_Count, Calibration_Retry_Count, Power_Cycle_Round, Power-Off_Retract_Count, Load_Cycle_Count
S.M.A.R.T.-Werte einer NAS-Festplatte

Achte bei der Auswahl deiner Festplatte auch darauf, dass du spezielle NAS-Festplatten kaufst. Grundsätzlich funktioniert zwar jede Festplatte gleich, allerdings sind NAS-Festplatten von den Herstellern speziell auf die Bedürfnisse in einem NAS-System optimiert.

Eine Festplatte in einem Desktop-PC oder Notebook wird ganz anders verwendet, als in einem NAS-System. Deinen Computer schaltest du täglich an und aus, und damit auch die Festplatte. In einem NAS-System läuft die Festplatte 24/7. Sie wird praktisch niemals ausgeschaltet.

Beispiel: Werte von einigen meiner Festplatten

In der nachfolgenden Tabelle habe ich die Werte von einigen meiner Festplatte aufgelistet. Du siehst, wie oft sie eingeschaltet wurde und wie viele Stunden sie gesamte Betriebszeit in ihrem Leben hatte. Ich habe die durchschnittliche Betriebszeit zwischen zwei Einschalt-Zyklen berechnet und vermerkt, wo die Festplatte im Einsatz ist.

Wie oft eingeschaltet?Betriebszeit in Stundenø-Betriebszeit in Stunden pro SessionEinsatz
1633.1152.069,7NAS
3533.979970,8NAS
2924.209834,8NAS
7134.897491,5NAS
4.35951.65911,9NAS (mit Ruhestand)
3.66828.8837,9PC
4.15630.0867,2PC
5.51036.7226,7PC
8474.4295,2PC

An diesen Zahlen siehst du recht schön den Unterschied:

  • Die PC-Festplatten werden täglich einmal eingeschaltet, laufen dann um die 6-7 Stunden und werden am Ende des Tages wieder abgeschaltet.
  • Festplatten in NAS-Systemen, die bei Inaktivität abgeschaltet werden, haben zwar eine vergleichbare Menge an Einschalt-Zyklen, laufen dafür im Schnitt aber länger. Ich verwende diese Konfiguration konkret für Backups. Ich muss die NAS und die Platten nicht in Betrieb haben, wenn kein Backup läuft.
  • Die Festplatten in NAS-Systemen, die immer verfügbar sind, laufen mehrere Monate ohne Unterbrechung. Nur, wenn mal ein Neustart des Servers gemacht werden muss, werden die Platten deshalb kurz aus- und gleich wieder angeschaltet.

Von welchem Hersteller soll ich meine Festplatte kaufen?

Gute Frage, nächste Frage 😉

Wenn du in Online-Shops die Festplatten unterschiedlicher Hersteller vergleichst, findest du in den Kundenrezensionen immer auch die beiden Extrema „Läuft seit Jahren ohne Probleme 👍“ und „War nach ein paar Tagen/Wochen bereits defekt 👎“. Pauschale Aussagen, welcher Hersteller nun gut/schlecht bzw. besser/schlechter als ein anderer ist, sind also nicht möglich. Du kannst bei jedem Hersteller Pech haben und ein defektes Gerät erwischen.

Meine Erfahrungen

So wie die Kundenrezensionen stark von der jeweiligen Erfahrung abhängt, so bezieht sich auch der nachfolgende Text auf meine Erfahrungen, die ich in meinem Leben mit den Herstellern gemacht habt.

Seagate

preislich leicht über den anderen Herstellern
bereits zwei kaputte Festplatten erleben müssen

Samsung

alle meine SSDs sind von Samsung
preislich leicht unter den anderen Herstellern
eine SSD mit defekten Blöcken
eine kaputte Festplatte erleben müssen

Western Digital

mittlerweile über 10 Festplatten ohne Probleme im Einsatz

Samsung

Eine (von vielen) Samsung-SSD habe ich, die nach knapp 4 Jahren Laufzeit nun erste defekte Blöcke aufweist. Mit 28 TBW von den von Samsung spezifizierten 75 TBW sollte die SSD also noch lange von ihrem Lebensende entfernt sein. Und in der Tat – drum rechne ich das Samsung nicht als Minuspunkt an – die SSD läuft und ist weiter in Verwendung. Es gehört zu einer SSD nun mal dazu, dass irgendwann ihre Schreibzyklen aufgebraucht sind. Die defekten Blöcke gleicht die SSD mit Reserve-Blöcken aus, die jedes Laufwerk hat. Und da die SSD nur als Cache-Speicher in einer NAS im Einsatz ist, habe ich auch Angst wegen Datenverlust, wenn es irgendwann mal schlimmer wird.

Mittlerweile stellt Samsung gar keine Festplatten mehr her, sondern nur noch SSDs. So wie es mir scheint, haben die sich auf das konzentriert, was sie gut können. Finde ich gut.

Seagate

Mein erster Computer, den meine Mutter damals noch komponentenweise von einem Dienstleister zusammenbasteln lies, hatte eine Seagate-Festplatte. Damals, so sagte es jeder, war Seagate wohl der beste Festplattenhersteller. Wir lassen diese Aussage einfach mal so stehen. Ich konnte und kann sie nun nachträglich nicht überprüfen.

Dann kamen die Aldi-PCs, die allesamt mit Seagate-Festplatten ausgerüstet waren. Die Variante von 1999 mit einer 14,2 GB/GiB(?)-Festplatte und die Variante von 2002 mit einer 80 GB-Festplatte. Letztgenannte Festplatte war die erste Festplatte, deren Tod ich miterleben durfte.

Kürzlich hatte ich eine defekte Seagate Barracuda mit 3 TB Speicherkapazität.

Western Digital

Alle meine NAS-Systeme laufen mit Festplatten von Western Digital. Ich verwende hier überall Festplatten der Serie „WD Red“, die speziell für NAS-Anforderungen ausgelegt sind. Und habe seit vielen Jahren nicht ein einziges Problem mit ihnen.

Für meine selbstgebaute Backup-Lösung habe ich sowohl WD Red-, als auch WD Blue-Festplatten im Einsatz. „WD Blue“ ist die Desktop-Serie von Western Digital. Auch hier keine Probleme.

Mein Fazit

  • Seagate bin ich persönlich abgeneigt und würde von denen keine Festplatte mehr kaufen.
  • Brauche ich eine SSD, würde ich wieder zu Samsung greifen.
  • Geht es um eine Festplatte in einer NAS, für deine private Cloud – das war ja die eigentliche Frage –, würde ich empfehlen, immer eine WD Red-Festplatte zu verbauen.